Turbo-Digitalisierung an der Struensee Gemeinschaftsschule
Am Freitag, den 13. März entschied das Bildungsministerium im Einklang mit anderen Bundesländern, den Schulbetrieb aufgrund der fortschreitenden Covid-19-Pandemie bis auf weiteres einzustellen.
Was tut eine Schule, wenn alle Kinder zu Hause bleiben? In welcher Form kann Unterricht fortgeführt werden? Wie kann das Lernen unter diesen Umständen gelingen? Wie schaffen wir es, alle Schüler mit Lerninhalten zu versorgen? Welche Lerninhalte sind zumutbar? Wir hatten wenig Zeit uns auf diese Fragen einzustellen. Technische Voraussetzungen für einen Fernunterricht fehlten. Das einzige uns zur Verfügung stehende Medium war unsere Homepage. Mit einigem Aufwand erstellten wir eine Klassenübersicht, in die wir Aufgaben eintragen konnten. Es war klar, dass dies keine dauerhafte Lösung sein konnte, war sie doch zu unflexibel, umständlich und undifferenziert. Auch aus pädagogischer Sicht konnten wir uns damit nicht zufriedengeben, fehlte doch der persönliche Bezug zu den Schülern.
Unsere zweite Lösung war eine Art digitale Pinnwand namens Padlet. Damit konnten wir Fach- und Klassenlehrer eine persönlichere Lern- und Aufgabenübersicht für unsere Schüler erstellen. Nachdem wir uns mit dem Funktionsumfang vertraut gemacht hatten, kam dieses System ab der zweiten Woche zum Einsatz.
Kurz vor den Osterferien konnte noch niemand absehen, wie lange die Schulen gesperrt sein werden. Wir stellten uns insgeheim auf eine längere Schließung ein. Deshalb erprobten wir erste Videokonferenzen mit Schülern. Durch die Videochats erhofften wir uns, bei längerer Schließung einen regelmäßigen Kontakt mit unseren Schülern haben zu können und ihnen Hilfe und Struktur zu bieten.
Die sogenannten „Ferien“ gaben uns zwei Wochen Zeit, technische und pädagogische Lösungen zu finden, mit denen wir notfalls bis zu den Sommerferien überbrücken könnten. Seit langem arbeitete das Land Schleswig-Holstein an einer landesweiten Bildungscloud für Schulen. Die Struenseeschule hatte sich in der Vergangenheit darauf verlassen, dass die Versprechungen seitens des Bildungsministeriums eingehalten werden. Selbstverständliche, zeitgemäße Strukturen wie z. B. Dienstmail-Adressen oder datenschutzkonforme digitale Kommunikationsmöglichkeiten mit den Schülern blieben uns bisher verwehrt. Uns war klar, dass angesichts dieser Ausnahmesituation ein weiteres Warten nicht in Frage kommen konnte. Schnell musste also ein zeitgemäßes digitales Lernmanagementsystem gefunden werden.
In der Covid-19-Krise bot die Firma IServ deutschlandweit die kostenlose Nutzung ihres Systems an. IServ war für uns ohnehin die Option zur Landeslösung gewesen und somit war der Zeitpunkt für diesen Schritt gekommen. In den Ferien pflegten wir alle Schüler und Lehrer in das System ein und machten uns in internen Schulungen bzw. per Videokonferenzen mit der umfangreichen Bedienung vertraut und entwarfen ein Konzept, wie mit IServ Fernunterricht stattfinden kann.
In der Woche nach den Ferien starteten wir das System IServ mit unseren Schülern. Auf einen Schlag konnten sich 600 Kinder auf den Server einloggen – oder eben auch nicht. Verzweifelte Eltern und Schüler mussten telefonisch angeleitet und beraten werden. Doch bald hatten es (fast) alle geschafft und Schüler und Lehrer können seitdem schnell, unkompliziert und datenschutzkonform miteinander chatten, sich per Mail schreiben, Dateien tauschen und noch vieles mehr. Nach kleinen Startschwierigkeiten sind wir mittlerweile von IServ überzeugt und sehen darin eine zukunftsfähige Lösung, die wir weiterhin nutzen wollen. Alle sind sich einig, dass der Schule damit ein großer Schritt in Richtung zeitgemäßer Infrastruktur gelungen ist.
Zu dieser Zeit erreichte uns die Anfrage der Firma Aye Marketing Media Group, die unseren Schülern freundlicherweise kostenlos ausgemusterte PCs schenken wollte. Dankbar übernahmen wir 32 Geräte, die wir an Schüler weiterreichten, die zuhause keine technische Ausstattung hatten.
Während wir mit der Einführung von IServ beschäftigt waren, kamen tageweise die Schüler der Abschlussklassen in die Schule zurück, um sich unter strengen Hygienevorschriften auf ihre ESA- und MSA-Prüfungen vorzubereiten. Kollegen, die zur Risikogruppe gehören, erprobten den Fernunterricht aus dem Homeoffice mit Videoschaltung ins Klassenzimmer. Inzwischen sind die Prüfungen gelaufen und wir können unseren Schülern zu ihren Abschlüssen gratulieren!
Die Covid-19-Krise verdeutlichte deutschlandweit die Notwendigkeit der Digitalisierung des Schul- und Unterrichtbetriebes. Der Digitalpakt der Bundesregierung bringt den Prozess ein gutes Stücke nach vorn, aber dieser Prozess hätte bereits vor mindestens zehn Jahren eingeleitet werden müssen.
Das Medienkonzept unserer Schule sieht mittelfristig die technische Ausstattung aller Schüler vor. Bereits im nächsten Schuljahr wird die technische Ausstattung aller Klassenräume kostengünstig und nachhaltig modernisiert. Nur so ist nach unserer Meinung die von der KMK geforderte Medienkompetenz zu erreichen. Wir wollen unsere Schüler auf den digitalen Wandel vorbereiten.
Bild zur Meldung: Turbo-Digitalisierung an der Struensee Gemeinschaftsschule